Onlinepetition: Wir fordern klare Regelungen zur Ahndung von Rassismus im Fußball

Wir fordern klare Regelungen zur Ahndung von Rassismus im Fußball

Afrodeutsch

Trotz vieler Aktionen gegen Rassismus im Fußball, ist dieses Thema auch in Deutschland immer noch hoch aktuell.

Im Fußball der ersten Liga wird Fair-Play immer groß geschrieben und dennoch bleiben offensichtlich rassistische Beleidigungen durch Fans oder Gegenspieler weiterhin ein wiederkehrendes Problem.  Offensichtlich rassistische Beleidigungen sind glücklicherweise in Spielen der ersten Liga nur noch Ausnahmefälle, da jedoch keine eindeutigen Regelungen diesbezüglich bestehen und Ahndungen Einzelfallentscheidungen sind bleibt solch ein unsportliches Verhalten -besonders wenn es von Fans ausgeht- oft ungeahndet.

Im europäischen Ausland sowie bei deutschen Spielen der unteren Ligen, die nicht so extrem im Fokus der Öffentlichkeit stehen, sieht man solche Vorfälle jedoch immer wieder: Affengeräusche wenn schwarze Spieler am Ball sind; Bananen, die aufs Spielfeld geworfen werden; rassistische Parolen.

Reaktionen der gesammelten Mannschaft -wie in Solidarität zu Kevin-Prince Boateng bei einem Freundschaftsspiel gegen den Viertligisten Pro Patria 2013 geschehen, als alle vorzeitig das Spielfeld verließen, nachdem er und Teamkollegen von gegnerischen Fans rassistisch beleidigt worden waren- ist nicht selbstverständlich.  In den meisten Fällen wissen Spieler, Mannschaft und Schiedsrichter nicht wie sie mit der Situation umgehen sollen.

Auch die unteren Fußball-Ligen unterstehen den FIFA-Statuten und hier ist es kein Ausnahmefall, dass sich die Spieler  auch heutzutage noch derartigen Beleidigungen aussetzen müssen. Besonders bei Fußballspielen in Ostdeutschland wird es häufig als gegeben hingenommen, wenn Spieler mit ausländischem Aussehen durch offensichtlich rassistische Rufe oder Handlungen erniedrigt und unter Druck gesetzt werden. Ganz besonders die jungen, noch nicht durch Popularität geschützten Spieler sollte man vor solchen psychischen Angriffen schützen. Können sich die Spieler diesen erniedrigenden Situationen nicht entziehen, verlieren die Nerven und reagieren - wie im  Saisoneröffnungsspiel der ersten russischen Liga zwischen FC Ufa und Spartak Moskau geschehen – mit einem „Gegenangriff“ durch z.B. Mittelfinger zeigen, so erhält der Spieler eine rote Karte. Die Kritik der Vereins und des Verbandes richtet sich dann gegen den Spieler, gegen das Opfer – nicht gegen die Verursacher.

Können wir wirklich von den Spielern erwarten, dass sie Erniedrigungen und rassistische Beleidigungen durch Fans einfach erdulden müssen?

Ist es wirklich so, dass die Gesellschaft , der DFB und die FIFA ein solches Verhalten einfach hinnehmen und somit tolerieren muss? Sport  sollte Menschen vereinen und Länder zusammen bringen. Ein solch unsportliches Verhalten sollte genau wie die Bengalos oder Hooligan-Vereinigungen durch die Vereine, Schiedsrichter und Verbände unterbunden werden.

Da die FIFA-Statuten für solche Fälle keine klaren Regelungen vorsehen, fordern wir für die Umsetzung eines immer wieder propagierten „Fair-Plays“ klare Regelungen. Diese Regelungen könnten in Anlehnung an den 10-Punkte-Plan der UEFA erfolgen und sollte Schiedsrichtern Rechtssicherheit geben und somit ein Handeln von Schiedsrichtern, Vereinen und Verbänden zum Schutze von Spielern und im Sinne von Sportlichkeit sowie Menschenwürde erleichtern und fordern.

Fallbeispiele:

  • Ende Februar 2006 wurde Samuel Eto’o bereits zum zweiten Mal beim Spiel seines FC Barcelona in Saragossa mit Affengekreisch bedacht. In der Vorsaison hielt Eto'o dem eine Affen-Pantomime entgegen, diesmal erklärte er, nachdem der Schiedsrichter eine Stadiondurchsage erzwungen hatte, die das Gegenteil, nämlich noch lauteres Gekreische, bewirkte: „No juego más“ (Ich spiele nicht weiter). Nach gutem Zureden blieb Eto'o auf dem Platz. Saragossa kam mit einer 600-Euro-Strafe davon.[9]
  • Am 25. März 2006 wurde der für den FC Sachsen Leipzig spielende Adebowale Ogungbure, der sich regelmäßig herabwürdigenden Zuschauerreaktionen ausgesetzt sah, nach dem Abpfiff von auf das Spielfeld laufenden Anhängern des Halleschen FC bespuckt, geschlagen und gewürgt, während es von der Haupttribüne „Nigger raus“ schallte. Halle wurde zu 600 Euro Strafe verurteilt, jedoch nur wegen Abbrennens von Feuerwerkskörpern.[2]
  • Im DFB-Pokalspiel Hansa Rostock II gegen Schalke 04 am 9. September 2006 wurden nach Gerald Asamoahs Tor zum 0:2 rassistische Sprechchöre laut, die vom DFB gemäß der verschärften Statuten mit 20.000 Euro Geldstrafe und einem Geisterspiel geahndet wurden.[10]
  • Antisemitische Übergriffe gegen den TuS Makkabi Berlin II und der daraus resultierende Spielabbruch lösten im Oktober 2006 eine Berichterstattungslawine aus. Die Gegnermannschaft von der VSG Altglienicke II soll damals als Beschwichtigung vorgebracht haben, türkische Mannschaften würden ähnlich behandelt.[11] Zwei Monate zuvor hatten die türkischstämmigen Zwillinge Hamit und Halil Altintop, damals beide für den FC Schalke 04 spielend, in einem Interview, das weite Verbreitung fand, bestätigt, dass das Beschimpftwerden durch Gegenspieler an der Tagesordnung sei.[12]
  • Der Fußballer Luis Suárez aus Uruguay wurde wegen rassistischer Äußerungen auf dem Spielfeld gegenüber Patrice Evra für acht Spiele gesperrt.
  • Im Februar 2012 musste John Terry sein Amt als Kapitän der Nationalmannschaft wegen gegen ihn erhobener Rassismusvorwürfe aufgeben. Terry wurde freigesprochen.
  • Kevin-Prince Boateng verließ bei einem Freundschaftsspiel gegen den Viertligisten Pro Patria vorzeitig das Spielfeld, nachdem er und Teamkollegen von gegnerischen Fans rassistisch beleidigt worden waren. Das Team solidarisierte sich, das Spiel musste abgebrochen werden. Die UNO lud Boateng ein, über das Thema „Rassismus und Sport“ am 21. März 2013 in Genf zu berichten. Er verglich Rassismus mit der Malaria, die an ihren Ursachen, den Mückenteichen, gepackt und nicht später mittels Impfungen begrenzt werden müsse.[13]
  • Im Mai 2013 wurde eine Partie wegen rassistischer Gesänge gegen Mario Balotelli unterbrochen.
  • Kevin Constant verließ ebenfalls nach rassistischen Gesängen bei einem Vorbereitungsturnier den Platz. Das Spiel ging weiter, der Schiedsrichter ließ in dem Spiel Mario Piccinocchi als Ersatz auf den Platz.
  • Dani Alves konterte die Rassisten aus: er nahm die auf ihn geworfene Banane und aß davon. Alves zeigte Humor: "Ich weiß nicht, wer die Banane geworfen hat, aber ich möchte ihm danken. Er schenkte mir Energie für zwei weitere Ecken, die zu einem Tor führten". Gary Lineker lobte Alves: "Großartige Reaktion von Alves. Behandelt die rassistischen Dummköpfe mit Missachtung", twitterte Lineker.

Der Zehn-Punkte-Plan der UEFA:


  1. 1. Erstellen Sie eine Stellungnahme, nach der der Verein Rassismus nicht
    toleriert, und geben Sie die Maßnahmen bekannt, die gegen jene ergriffen
    werden, die an rassistischen Maßnahmen beteiligt sind. Die Stellungnahme
    sollte in allen Programmheften sowie permanent allerorts im ganzen Stadion
    veröffentlicht werden.

    2. Machen Sie öffentliche Durchsagen, in denen rassistische Parolen bei den
    Spielen verurteilt werden.

    3. Machen Sie es für Dauerkarteninhaber zur Bedingung, dass diese nicht an
    rassistischen Schmähungen teilnehmen.

    4. Treffen Sie Maßnahmen zur Verhinderung des Verkaufs von rassistischer
    Literatur innerhalb und außerhalb des Stadions.

    5. Treffen Sie Disziplinarmaßnahmen gegen Spieler, die rassistische
    Beschimpfungen von sich geben.

    6. Kontaktieren Sie andere Vereine, um sicherzustellen, dass diese die
    Strategie gegen den Rassismus verstehen und nachvollziehen.

    7. Fördern Sie eine gemeinsame Strategie zwischen Ordnern und Polizei für
    den Umgang mit rassistischem Missbrauch.

    8. Entfernen Sie dringend sämtliche rassistische Graffitis im Stadion.

    9. Führen Sie gleiche Rahmen- und Arbeitsbedingungen ein.

    10. Arbeiten Sie mit anderen Gruppen und Agenturen zusammen, beispielsweise
    mit der Spielergewerkschaft, Fans, Schulen, ehrenamtlichen Organisationen,
    Jugendklubs, Sponsoren, örtlichen Behörden, örtlichen Geschäften und der
    Polizei, um proaktive Programme zu entwickeln, das Bewusstsein zu schärfen
    und Rassismus und Diskriminierung zu beseitigen.

Dipl.-Jur. Martin O. Tuffour, MBA (USA)